2023-03-13 Flugzeugkontrolle

Der Grund für die Rechtslastigkeit will gefunden werden! Eine oberflächliche Prüfung erbrachte keinen klaren Hinweis auf eine Ursache. Deshalb habe ich eine Messreihe mit meiner elektronischen Wasserwaage durchgeführt. Die Ergebnisse habe ich so festgehalten:

die gemessenen Winkel
aufbereitet in Excell

Ich habe die einzelnen Werte der Sektionen einfach zusammengezählt um einen Vergleichswert zur anderen Seite zu bekommen. Die Vorgehensweise ist von mir frei erfunden. Leider habe ich den Schrägstand des Fliegers nicht aufgeschrieben. Das muss ich nachholen, um die 0,3° Differenz des Dihedrals der beiden Wings zu erklären. Es wäre dann ein Schrägstand von 0,15° zu erwarten. Dabei habe ich zuvor extra wieder 45 Liter Sprit nachgetankt, um möglichst wieder eine gleichmäßige Beladung zu haben. Die Anschlussstellen der Flaps und Ailerons sind nicht ganz 100%-ig flush. Bei den Messungen ist mir aufgefallen, dass die Wingoberfläche nicht einfach in die Flap-, bzw. Aileron-Oberfläche übergeht. Sie machen jeweils eine kleine Stufe. Aber vielleicht ist das konstruktiv so gewünscht. Die Idee, dass die Flaps die Heavy-R-Wing verursachen könnten, ist eher falsch. Die Werte der rechten Flap zusammengezählt, zeigen sogar, dass sie 1° weiter ausgefahren ist als die linke und somit eher mehr Auftrieb erzeugt als die linke. Die Ailerons gleichen sich in ihrer Stellung gegenseitig aerodynamisch aus, außer ich würde eine Bügelkante installieren oder sogar eine verstellbare Trimmung. Was mir aber auffällt ist, dass die Winglets um 4° unterschiedlich liegen. Die rechte Winglet steht mit 41,8° um fast 4° steiler als die linke mit 37,9°. Der vermutete Schiefstand des Fliegers um 0,15° dürfte bei dieser Messung unerheblich sein. Die Frage ist nun, was ich jetzt dagegen unternehmen könnte, um den Flieger das Geradeausfliegen beizubringen. Ich werde wohl mit einem auf ein Aileron geklebten Trimplättchen einen Versuch machen. Zuvor möchte ich aber die Unterseiten der Wings auch noch kontrollieren und den Schiefstand genau messen.

linkes Winglet 37,9°
rechte Winglet 41,8°
Übergang linkes Aileron zum Winglet
linkes Aileron zu linker Flap
linke Flap zur Wing-Root
rechte Wing-Root zur Flap
rechte Flap zum rechten Aileron

Bei der Kontrolle des Fliegers ist mir noch aufgefallen, dass aus dem Entlüftungsschlauch des Ölbehälters Ölnebel austritt. Offensichtlich ist der Schlauch zu kurz bemessen und steht nicht genug weit heraus. Dass Ölnebel austritt ist ja normal. Das Kurbelgehäuse wird über diesen Weg entlüftet.

Glücklicherweise ließen sich die Öltröpfchen wie hier am Fuelpumpgehäuse und der unteren Cowling gut abwischen. Ein längerer Schlauch ist schnell montiert und wird als nächstes gemacht.

Oltropfen am Fuel-Pump-Gehäuse
Der Entlüftungsschlauch ist definitiv zu kurz

Dann habe ich noch das Userlog des Dynon SkyView auf USB ausgegeben, um zuhause meinen Flug zu analysieren. Nachdem ich Dynon so konfiguriert habe, dass es mir eine Warnung ausgeben soll, wenn der Fuel Level der Main Tanks unter 10 l fällt, und ich noch nicht weiß, ob und wie man eine solche Warnung ausschalten kann, habe ich den Wert für die Auslösung der Warnung jetzt auf 5 l gestellt.

Zuhause habe ich dann aus den User-Log-Data.csv-Dateien Excel-Dateien herstellen können, nachdem ich die Konfiguration mit der Kommatrennung gefunden hatte. Ich habe die Daten dann auf die relevanten Bereiche des Fluges reduziert. Dabei ist mir aufgefallen, dass einige Werte wie der rechte Fuel Flow falsch bzw. gar nicht eingelesen wird. Hier muss ich noch einiges verbessern. Ich konnte aber genau meine Geopositionen herausfinden, die ich hatte, als ich meinen Startlauf begann, abgehoben und 50´ durchstiegen bin.

Excell Zeile 6011 Startpunkt
Excell Zeile 6063 Lift-Off
Excell Zeile 6097 50´-Punkt

6011 Startpunkt mit 48.51314 12.03866 (die Geschwindigkeit steigt)

6063 Lift-Off mit 48.51249 12.03644 (1324´ werden verlassen)

6097 50´-Punkt mit 48.51160 12.03335 (1374´ ist 50´ über 1324´ der Bahn)

Diese Werte habe ich dann in einen Entfernungsrechner im Internet eingetragen. Der Rechner hat folgende Adresse:

https://rechneronline.de/geo-koodinaten/#entfernung

So wollte ich meine Startrollstrecke herausfinden (T/O-Roll), sowie die Strecke von Lift-Off bis über 50` (T/O-Climb) und auch die Gesamt-Strecke vom Startpunkt bis zum 50´ Punkt (T/O-Distance). Dabei sollte T/O-Roll und T/O-Climb zusammengezählt die T/O-Distance ergeben.

Die Berechnungen sahen so aus:

T/O-Roll 72m

T/O-Roll
T/O-Climb
T/O-Distance

Mit dem Ergebnis kann ich zufrieden sein. So habe ich eine Methode gefunden, später die Berechnungen mit dem maximalen Startgewicht von 700 kg durchzuführen und so die notwendigen Distanzen zu berechnen. Das Verfahren in den Schriften von der OUV mittels Schildern neben der Startbahn und dem Fotografieren dieser bei den jeweiligen Punkten Lift-Off und 50´ kann man somit als antiquiert ansehen. Bei Flugzeugen, die kein EFIS haben und keine Möglichkeit diese Geodaten auszulesen, hat die Fotomethode jedoch noch ihre Berechtigung. Glücklicherweise werden somit mit den Flugzeugen auch die Methoden fortschrittlicher.

2023-03-07 01. Flug, Erstflug

Der Tag der Wahrheit ist gekommen! Ja, und sie fliegt!! Glücklicherweise habe ich einen Fallschirm ausgeliehen bekommen, mit dem ich meinen Erstflug in Angriff nehmen konnte. Das Wetter war heute von den Sichten her sehr gut, aufgelockerte hohe Bewölkung in etwa 8000 ft aber es wehte ein etwas unangenehmer Wind. Am Boden wurden 8 kts gemeldet. In 4000 ft hat mir mein EFIS aber 47 kts angezeigt. Deshalb war der Flug auch etwas holprig. Bevor ich in die Luft ging, führte ich nochmals eine Bodenerprobung durch, bei der ich das Bugrad 2x vom Asphalt abgehoben habe. Ich hatte das Gefühl, dass auch die Main Wheels kurz in der Luft waren. Die Steuerbarkeit war gut und ich bin wieder zum Startpunkt zurückgerollt. Jetzt habe ich die Startvorbereitungen durchgeführt. Das war der Lane-Check, bei anderen Fliegern ist es der Mag-Check, und das ausführliche Emergency Briefing. Alle Eventualitäten wollen bei einem Erstflug doch nochmal im Geiste durchgegangen werden. Dann war es soweit. Die T/O Lights einschalten, auf die Bahn rollen und Gas geben. Die Drehzahl checken und dann auf die 40 kts warten um die Nase zu heben. Und schon flog sie. Ich musste mich aber sehr zusammenreißen, damit ich mich nicht aufgeschaukelt habe. Die Sling hat stetig den Wunsch nach rechts abdrehen zu wollen. Das musste ich natürlich gegensteuern. Aber ich habe schnell die richtige Dosis gefunden, um den Abflug zu stabilisieren. Nach 400 ft habe ich die Motorleistung auf MCT zurückgenommen und bin mit 75 kts, plus-minus 10 kts auf Platzrundenhöhe gestiegen. Die Motoranzeigen waren alle grün und sehr stabil. Daraufhin habe ich die Platzrunde verlassen und bin auf 6000 ft gestiegen um genügend Sicherheitshöhe zu haben, um meine Tests durchführen zu können. Ich habe versucht, den Rechtsdrall mit dem Seitenruder zu Leibe zu rücken, das hat aber nichts gebracht. Ständiger Aileron Lindsdruck war das einzige probate Mittel. Die Ruder und die Trimmung zeigten ansonsten normales Verhalten in allen Achsen. Mit diesem guten Gefühl habe ich jetzt die noch offene In-Flight Compass Calibration durchgeführt. Die ist jetzt auch abgeschlossen. Die Fluganweisung beinhaltet auch das Erfliegen der Stall Speeds. Also habe ich die Leistung auf Idle gestellt und die Höhe gehalten. Ich ging davon aus, dass bei 40 kts sich etwas tun würde. Ich reduzierte weiter auf 35 und erst bei 31 wurde der Flieger extrem weich und die Nase bewegte sich nach unten. Etwas Gas gegeben, wieder auf 6000 ft gestiegen, die Flaps gefahren und das ganze nochmal. Damit die Speedreduzierung nicht zu schnell geht, ließ ich etwas Gas stehen. Das nach Abkippen nach vorne geschah dann bei etwa 27 kts. Daraufhin wollte ich gleich die AOA Calibration durchführen, habe mich dann aber doch anders entschieden, weil ich mich vorher nochmals genau mit dem Verfahren auseinandersetzen möchte. Da gab es einiges zu lesen. Vielleicht sollte hierfür auch eine 2. Person im Cockpit sitzen, weil einige Stalls geflogen werden müssen und gleichzeitig das Calibration-Menü bedient werden will. Jetzt habe ich beschleunigt und ließ die 5500 RPM für MCT erst einmal stehen. Die Steuerdrücke wurden entsprechend kräftiger. Bis 110 kts habe ich die Freigabe. Ich habe sie gerade so erreicht und habe sofort wieder langsamer gemacht, weil es doch wieder etwas holprig wurde. Bei etwa 90 kts habe ich dann den Autopiloten eingeschaltet. Er kam mit dem Rechtsdrall zurecht und hielt sauber Kurs und Höhe. Er drehte auf den eingedrehten Kurs und levelte in der vorgegebenen neuen Höhe aus. Ich empfand den Fallschirm als äußerst lästig und habe deshalb mal versucht, das Canopy zu öffnen um einen Aussteigen zu simulieren. Das dürfte aber kaum möglich sein. Es ist recht viel Kraft notwendig um das Canopy nach hinten zu schieben. Es schließt sofort wieder. Ein Aussteigen erscheint mir kaum möglich, außer die Strömung ist komplett abgerissen. Mit diesen Erkenntnissen machte ich mich jetzt wieder auf den Rückweg zum Flugplatz, reihte mich in die Platzrunde ein, konfigurierte auf full Flaps und flog einen recht stabilen Anflug. Es war ein Go-Around geplant, den ich auch flog. Im short Final war es recht bockig. Der nächste Anflug sollte eigentlich eine Full Stop Landing werden. Ich habe mich aber nochmals für einen G/A entschieden. Die Böen knapp über der Bahn waren mir etwas zu heftig und ich schaukelte den Flieger wieder etwas auf. Da war der G/A die bessere Lösung. Beim 3 Anflug hat es dann mit der Landung geklappt. Kein Greaser aber auch kein Aufschlagen. Ich war sehr zufrieden fürs erste Mal.

Jetzt werde ich noch die Motordaten auf den PC übertragen und auswerten, damit ich auch mit diesen Angelegenheiten Routine bekomme. Der Einbau der Thermostate scheint ein voller Erfolg zu sein. In allen Leistungsbereichen blieben die Temperaturen von Öl und Coolant äußerst stabil.

Peter gab mir dann die Empfehlung, den Rechtsdrall mit geringfügiger Änderung der Endstellung der Flaps auszumerzen. Das dürfte meine nächste Arbeit sein. Aber erst, wenn die Temperaturen wieder etwas angestiegen sind. Auch den gründlichen Check des Fliegers möchte ich bei angenehmeren Temperaturen machen, als sie jetzt vorherrschen.

Die Video-Dokumentation ist etwas dürftig ausgefallen. Die letzte Motorradreise, bei der ich diese Cameras verwendet habe, liegt schon eine Weile zurück. Ely hat mit dem Handy den Anflug für den G/A versucht festzuhalten. Die Sony ActionCam hat nur 5 min aufgenommen. Die Aufnahmen der GoPro sind nicht zu gebrauchen. Die Instrumente können nicht abgelesen werden. Da muss ich mir etwas besseres einfallen lassen.

es kann losgehen!
das sehr unbequeme Teil
wieder heile eingeparkt! Jetzt ist es wirklich ein „Flieger“
und sie fliegt!
filmen ist schwieriger als landen